© DAV/Hans Herbig

Mit Kindern in die Berge

Der Alpenverein gibt Tipps für eine gelungene Tour

24.06.2024

Bald starten die Sommerferien und ein gemeinsamer Ausflug in die Berge eignet sich bestens, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Damit die Tour für Kinder und Erwachsene zu einem gelungenen Erlebnis wird, gibt der Deutsche Alpenverein Tipps, worauf Familien achten sollten – gerade auch hinsichtlich der Tourenauswahl.

Warum Berge?

Kinder lieben es, zu forschen und zu entdecken. Sie klettern, hüpfen, buddeln und wollen die Welt auf eigene Faust kennenlernen. Um ihrem Bewegungsdrang gerecht zu werden, ist die Natur der beste Ort. „Kinder müssen sich frei bewegen können, sich auspowern dürfen, mutig und selbstwirksam sein. Ein gemeinsamer Ausflug in die Berge ist dafür eine wunderbare Idee“, weiß Catherine Wirth, die beim DAV das Thema Familienbergsteigen betreut. „In den Bergen können sich Kinder ausprobieren, aktiv sein, spielen und Abenteuer erleben.“

Für Kinder zählt dabei nicht zwingend, einen Gipfel zu erklimmen. Vielmehr ist der Weg das Ziel. Kleine Abenteuer und Geheimnisvolles verbergen sich links und rechts am Wegrand. Begegnungen mit Tieren oder Pflanzen sind eindrucksvoll. „Auch kleine Gebirgsbäche laden zum Spielen ein“, weiß Catherine Wirth. „Wer sich auf die kindliche Erlebniswelt einlässt und sich von der Fantasie und Abenteuerlust der Kinder mitreißen lässt, wird die Berge nochmal ganz neu entdecken.“

Der Schlüssel zum Erfolg: die richtige Tour

Alle sind motiviert, im Rucksack stecken die richtigen Snacks, Getränke, Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Set etc. Das Abenteuer kann beginnen!

Nicht ganz. „Am Anfang steht die Tourenplanung“, rät Catherine Wirth. „Wer mit Kindern in die Berge will, sollte bei der Auswahl der passenden Tour vor allem das Alter der Kinder beachten.“

Für Kinder im Vorschulalter sollte die Gehzeit vier Stunden nicht überschreiten. Die gewählte Strecke ist im besten Fall abwechslungsreich und bietet den Kleinen auch Möglichkeiten zum Spielen und zur Erholung. Vermeiden sollte man Touren, bei denen lange Passagen ausgesetzt sind oder Absturzgefahr herrscht.

Kinder ab sechs Jahren sind bereits etwas ausdauernder, sodass Touren mit bis zu fünf Stunden Gehzeit möglich sind. Auch sind steilere Wege, bei denen sogar etwas gekraxelt werden muss, möglich. Voraussetzung ist aber, dass Eltern das Gelände souverän beherrschen und wo nötig, Hilfestellung geben können.

„Generell gilt: Wie schwierig die Tour sein darf, hängt davon ab, wie geübt die Kinder bereits in Bergtouren sind. Dann sind für Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren auch Mehrtagestouren denkbar“, sagt Catherine Wirth. „Am Tag sollte die Gehzeit trotzdem nicht mehr als sechs bis sieben Stunden betragen.“

Die Zeitangaben in Tourenbüchern und auf Wegweisern orientieren sich an der Normalgehzeit eines Erwachsenen. Wenn Kinder dabei sind, kann man mit einer Faustformel rechnen: Gehzeit für Erwachsene x 1,5 = Gehzeit mit Kindern.

„Das Tourenportal alpenvereinaktiv.com des Österreichischen, Südtiroler und Deutschen Alpenvereins hält zahlreiche Familientouren bereit“, erzählt Catherine Wirth. „Ob mit Kinderwagen, motivierten Sechsjährigen oder mit Oma und Opa – für jedes Alter und Geschmack ist etwas dabei.“ Die Tourenbeschreibungen enthalten unter anderem Länge, voraussichtliche Dauer und Höhenmeter, die es zu bewältigen gilt.

Wertvolle Links

Und wenn keiner weitergehen will? Pause oder Spiele sind das Geheimnis

Am besten bezieht man Kinder bei der Auswahl, Planung und nach Möglichkeit auch bei der Durchführung der Tour mit ein. „Eine gute Tourengliederung hilft, die eigenen Kräfte und die der Kinder besser einzuteilen“, rät Catherine Wirth. „Wer bereits im Vorfeld das eine oder andere zu geplanten Rastplätzen oder attraktiven Wegabschnitten erzählt, steigert zudem die Vorfreude.“

Am besten plant man flexibel und ermöglicht so jederzeit und spontan Verlängerungen und Verkürzungen – je nach Motivation, Witterung und Kondition. Auf der Tour selbst sollten ausreichend Pausen, sowie Zeit zum Spielen und Erholen eingeplant werden. Gegen kleine „Durchhänger“ helfen Entdeckung- und Beobachtungsspiele: Ameisen zählen oder Käfer suchen. Inspirationen für Pausenspiele gibt es hier.

Sicherheit am Berg: Noch wichtiger als die richtige Tour

Sicherheit und Ausrüstung spielen bei einem Familienausflug in die Berge eine bedeutende Rolle. Durch eine gute Planung und die richtige Tourenauswahl lassen sich viele Gefahren vermeiden.

„Allerdings sollte man immer berücksichtigen, dass Kinder häufig keinen Blick für Gefahrensituationen haben“, erklärt Catherine Wirth. „Man sollte Kinder jederzeit im Blick haben und sie nur in sicherem und überschaubarem Gelände vorausgehen lassen.“ Im Aufstieg bleibt man als Erwachsener direkt hinter dem Kind, um mögliche Ausrutscher abzufangen oder um bei großen Stufen Hilfestellung zu geben. Bei Rutsch- oder Sturzgefahr im Abstieg kann das Kind an die Hand genommen werden.

Besonders mit kleineren Kindern sollten Situationen und Aktionen vermieden werden, vor denen sie Angst haben. „Steinschlaggefährdetes Gelände sollte man unbedingt umgehen und auch extreme Wetterverhältnisse wie Gewitter gilt es zu vermeiden“, rät Catherine Wirth. Gesund auf den Berg und wieder runter heißt auch, die Ausrüstung im Blick zu haben: Ist genügend Trinken eingepackt? Sind Ersatz(unter-)wäsche, Regenjacke und warme (Fleece)Pullis für die Kinder im Gepäck? Hat man an Sonnenschutz wie Creme, Hut oder Sonnenbrille gedacht? Und ist die Rucksackapotheke vollständig?

Ein Checkliste gibt es hier.