Felsen schieben | © J. Breidenstein

Herbst-Familienfahrt ins Zittauer Gebirge 2021

Quartier bietet die Jonsdorfer Hütte

30.12.2021

Von Mühlsteinbrüchen und Ritterschätzen

Endlich wieder gehört die Jonsdorfer Hütte uns! 

Uns, das sind in diesem Herbst sechs Familien mit 12 Kindern und ein Hund. Eine munterer und wanderlustiger Haufen hat sich für eine Woche hier zusammengefunden. Da die Hütte für uns reserviert ist, hat trotzdem jede Familie ihren Bereich. 

Nach dem zeitgemäßen Testprozedere (alle Erwachsenen sind durchgeimpft, aber zum Schutz der Kinder sind wir doppelt achtsam) planen wir am ersten Abend beim Einstandsessen die nächsten Tage.

Steinbruch und Little Big Meppen

Wandern in die Ferne, klettern vor der Tür.

Direkt bei der Hütte beginnt der Wald und unsere erste Tagestour. Vorbei an den ersten Figuren des Märchenweges wandern wir bergan.

Der Blick hinab in die Steinbrüche, wo Jahrhunderte lang Mühlsteine aus dem Fels gebrochen wurden, lässt uns schwindeln, kalt atmen die Steinwände.

Der Carola-Felsen dagegen verlockt zur Kraxelei – und zum ersten Picknick.

Richtig gerastet wird dann auf den Orgelfelsen, die von urzeitlichem Regen bizarr aus dem Gestein gewaschen wurden. Die Erwachsenen fotografieren, die Kinder hingegen beeindruckt es wenig: Sie unterhalten sich mit Nachmachen und kleinen Mutproben und wachsen als Gruppe zusammen.

Zurück bei der Hütte ist nach einer Erholungs- bzw. Ess- und Tobepause die Lust aufs Klettern ungebrochen.

So können die klettererfahrenen Eltern noch den Little Big Meppen, den hütteneigenen künstlichen Kletterfelsen, vorsteigen. Bald hängt der Felsen voll fröhlicher Kletterinnen und Kletterer, für einige Kinder ist es sogar der allererste Aufstieg. Schwindelfrei ziehen sie sich in die Höhe und nur den Eltern ist manchmal leichte Besorgnis anzusehen, doch der Stolz überwiegt und es wird eifrig der klettrige Nachwuchs geknipst.

Aber auch, wer nicht in der Wand hängt, hat alle Hände voll zu tun, Feuerholz im Wald zu sammeln. Wir wollen den trockenen Abend nutzen und ein Lagerfeuer entzünden. So klingt der Tag beschaulich aus, Sterne und Glut funkeln um die Wette.

Es ist so schön, wieder hier sein zu können!

Töpfer-Berg oder Burg-Bahn?

Plan und Wirklichkeit...

Heute haben wir uns uns schlau ausgedacht, dass die Familien mit den kleinsten Kindern die lange Wanderung durch eine Fahrt mit der Bimmelbahn ersetzen und wir uns alle oben auf dem Töpfer treffen. Ein schöner Plan, der leider durch den Ausfall eben jener Bahn scheitert. Nach einem Eis beschliesst die kleine Gruppe spontan, stattdessen eine andere Bahn zu nehmen, die heute tatsächlich fährt. So landen sie auf der Burg Oybin, aber Hauptsache ein schöner Ausflug und die Kinder bekommen ihre Bahn. 

Ein beim Springen am Bach durchweichter Fuss wird kurzerhand in trockenen Socken und Plastiktüte verpackt und wieder in den nassen Wanderschuh gesteckt. Der kleinen Springerin gefällt es. So rasen wir wohlgemut mit der Bahn bergauf.

Auf dem Burggelände werden tiiiiiefe Zisternen bewundert und Geheimgänge in den Felsgemäuern erkundet. 

Unterdessen wandert die andere Gruppe vom markanten Kelchstein durch die große und kleine Felsengasse und erklimmt dort spielerisch diverse Gesteinsformationen. Am Scharfenstein nehmen sie anfangs nicht den einfachen Weg die Treppen hinauf, sondern klettern einen Teil der Strecke parallel. Oben wartet der erste Eintrag ins Gipfelbuch.

Nach einer verdienten Pause geht es weiter ins Bouldergebiet am Töpfer. Zwar sind keine Crashpads dabei, aber einige Klettereien sind gut möglich. Im Sommer und mit der richtigen Ausrüstung kann man hier noch einige interessante Probleme lösen.

Ein Stück weiter, lädt der Töpfer selbst noch einmal zum Klettern und Picknick ein.

Unten in Örtchen Oybin vereinten sich die beiden Gruppen im Café Balzar bei Eis und leckerem Kuchen.

Vom Bouldern zum Bowling

Indoor-Tag mit Klettern und Bowlingbahn

Im Herbst müssen auch Drinnen-Aktivitäten eingeplant werden und da der heutige Tag besonders grau und nass zu werden verspricht, wollen wir ins Westpark Center Zittau mit Quacke-Halle zum Klettern und Bowlingbahnen. Gut passt dazu, dass eines der Kinder Geburtstag hat. Kuchen dürfen wir gegen einen kleinen Aufpreis auch mit hinein nehmen.

In der Kletterhalle müssen erst noch einmal die Regeln geklärt werden, da die Matten durchaus zum Toben und Purzeln einladen. Aber es ist eben kein Indoorspielplatz und bei allem Spaß besteht akute Verletzungsgefahr, wenn eine kletternde Person auf ein spielendes Kind stürzt.

Später teilt sich die Gruppe, die einen machen sich ans Kugelrollen, während andere sich weiter an bunte Griffe klammern und der Hund geht lieber mit seinem Menschen spazieren. 

Am Abend finden noch wilde Kämpfe statt – aber zum Glück nur auf dem Spielbrett. „Hero Quest“, „Talisman“ und Co sind an den Abenden eine gesellige Alternative zum Handy.

Pinguine füttern oder selbst planschen?

Familientag in Zoo und Schwimmbad

Da das Wetter weiter naß bleibt, beschließen wir einen Familientag einzulegen. Bei all der Gruppen-Aktivität tut das auch einmal ganz gut. 

Die einen gehen in den Zoo und füttern Pinguine oder machen einen Stadtausflug, während der Großteil der Gruppe die strapazierten Muskeln beim Schwimmen und in der wohligen Wärme des Trixibades entspannt.

Hoch auf den Nonnenfelsen und hinab zum Gondelsee

Berg und Tal

Heute wollen wir wieder Felsen sehen!

Vorbei an Steinbrocken und über rutschige Blätter abenteuern wir uns zum Nonnenfelsen.

Da es zu nass für den Klettersteig ist, erklimmen wir die vielen vielen Stufen auf die Spitze. Oben angekommen, bietet sich uns ein toller Ausblick. Zeit für ein Picknick!

Auf dem Rückweg kehren wir in die nahe der Hütte gelegene Ausflugsgaststätte „Gondelfahrt“ ein, wo jede Attraktion mitgenommen wird: Spielplatz, Pferde-Karrussel und Spritzboote. Wer nun nicht schwindelig, durchweicht und Eis bekleckert ist, der hat gemogelt.

Dann wird es friedlicher und wir sammeln Blätter mit interessanten Strukturen für die Bastelei am Nachmittag. In der Hütte bedrucken wir nämlich Karten mit Blättern und Gräsern. Zur zweiten Aktion, nämlich Steine und Ästchen in Bilderrahmen mit Modelliermasse zu drücken, kommen wir gar nicht mehr. Denn heute gibt es nicht nur Schokopudding (Mhhhh!), sondern auch wieder Lagerfeuer – und eine Nachtwanderung!

Die Märchenfiguren, die durch die Taschenlampen aus dem Dunkel geweckt werden, entwickeln einen ganz speziellen Zauber. Kinder, die zunächst ängstlich sind, möchten gerne als Anführerin oder Anführer voran gehen. Eine spannende Erfahrung!

Finstre Verliese und schmackhafte Schätze

Burg Oybin, diesmal gemeinsam

Wir wandern über den Spitzen Stein auf dem Kammweg zur Burg. Als erst eins und dann ein weiteres Kind schlapp werden, bestimmt Jens, das nun sie das Tempo vorgeben. Daraufhin springen die beiden munter voran! Allerdings wird auf dem Weg natürlich auch gespielt. So wird aus einer Zweighütte ein Fort oder ein Waldschloss, ganz nach den Wünschen der kleinen BewohnerInnen.

In der Burg geht das Abenteuer weiter und von Müdigkeit ist nichts mehr zu merken. Zumindest bei den Kindern. Die zwängen sich in jede Felsspalte und erforschen die in den Fels gehauenen Gewölbe. In der Sonne, die uns heute dankenswerterweise wärmt, wird ausgiebig gefuttert. Trotzdem wird auch der Biergarten nicht links liegen gelassen. Und da kommt plötzlich Zeitdruck auf, zum ersten mal auf der Reise. Denn die Dampflok, die wir zurück nehmen wollen, fährt gleich.

Was wird denn nun aus der Schatzsuche? Rasch werden Spuren gelegt, die Kiste verborgen. Doch wir hätten uns nicht zu sorgen brauchen – die Aussicht auf das glänzende Ziel beflügelt die Kinderschar. Kein Fels ist zu hoch und fast im Laufschritt entdecken sie das Versteck. Trotzdem wird natürlich gerecht geteilt. 

Reich bepackt und den Mund voller Schoko-Taler geht es zurück ins Tal und zum Bahnhof. Die Lok dampft und raucht gewaltig und bringt uns etwas Ruß verschmiert heim nach Jonsdorf.

Das Ende unserer Familienfahrt ist gekommen! Zum Abschluss gehen wir ins Restaurant: Packen reicht, da muss nicht noch gekocht und abgeräumt werden ;)

Es war wieder eine abwechslungsreiche und schöne Fahrt und doch wollen wir das mit der zusätzlichen Sommerfahrt beibehalten, in der Hoffnung auf mehr trockene Tage zum Wandern und vor allem Klettern.

Text und Fotos: Jenny Breidenstein

(Artikel erschien in Berlin Alpin 01/2022)