Děčínský Sněžník | © J. Breidenstein

Sommer-Familienfahrt nach Ostrov 2021 - Ein Bericht

Die Böhmische Schwester der Sächsischen Schweiz

30.12.2021

Nachdem das geplante Himmelfahrt-Wochenende in diese wunderbare Gegend pandemiebedingt ausfallen musste, hatten wir kurzerhand die letzte noch verfügbare Sommerferienwoche reserviert. 

Der große Vorteil dieses Ortes: kleine Hütten. So konnten wir quasi campen, jede Familie hatte ihre eigene Unterkunft und ansonsten fand das Leben gemeinsam direkt vor den Hütten auf der Terrasse oder an der Feuerstelle statt. Also zeitgemäß und schön zugleich.

Der Ausblick direkt auf die Felsen samt Highline dazwischen darf natürlich auch nicht vergessen werden.

Im Himmelreich

Am Ankunftstag machten wir uns gleich auf ins Himmelreich, ein Sandsteinparadies. Unsere Kraxel-Wanderung begann direkt hinter dem Campingplatz und machte uns allen viel Spaß. Gerade die Kinder waren kaum zu bremsen. Nur für Fotos im „Setzkasten“, vielen kleinen Einzelhöhlen in der Felswand, hielten sie kurz still.

Der Abend klang angemessen aus am Lagerfeuer auf dem zentralen Platz. Hier war auch der Handy-Empfang gut genug, um Ankunftsnachrichten zu versenden.

Klettersteig im Regen

So eine Wetter-App ist etwas feines, jedoch leider nicht unfehlbar.

Der Klettersteig in Dečin reizte uns heute. Mit vielen bunten Markierungen für die Schwierigkeitsgrade suggerierte er einen machbaren Aufstieg für jedes Kletter-Level. Jedoch waren schon am Einstieg in die Wand die Abstände zu groß für unsere Jüngste. So blieben wir beide im Café am Fuße der Steilwand zurück. Zum Glück, wie sich später herausstellte. Nicht nur waren einige Stellen doch sehr fordernd, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt als unsere Gruppe sich hindurch hangelte, ging auch noch ein Regenschauer auf sie nieder. Oben wurde die kleine Gruppe, jedoch wieder von der Sonne empfangen und konnte die atemberaubende Aussicht mit einem leckeren Eis geniessen.

Klettern und Abseilen

Nahe unserer Hütten befand sich ein kleiner Felsen, der sich prima zum Klettern und vor allem zur Auffrischung der Abseiltechnik eignete.

Beim Abseilen kommt es ja auch auf das Vertrauen ins Material an und auf die richtige Bein- und Armhaltung, um sicher und möglichst unzerschrammt wieder auf dem Erdboden zu landen. Mich selbst kostet vor allem der erste Schritt über die Kante noch ziemlich Überwindung. Unsere Kleine dagegen konnte zeigen, was sie drauf hat.

Einer Lehre vom gestrigen Tag folgend, hatten wir heute regensichere Kleidung und Schirme dabei. Doch auch, wenn sich der Schirm auf dem Gipfel bewährte, wurde es zum Klettern bald zu rutschig. So unternahmen wir lieber eine weitere Wanderung in der Umgebung und sammelten uns unser Abendbrot. Reiche Blaubeerfelder färbten die Münder und Finger. Einige Beeren landeten zum Glück auch in der Schüssel und konnten später zusammen mit Germknödeln und Vanillesosse verputzt werden – Mjam!

Durch den Fels hindurch

In der sog. Felsenstadt von Tisa geht es nicht nur über Felsen und neben Felsen, sondern auch direkt durch sie hindurch. In gewundenen Tunneln zwängten wir uns durch das rutschige Dunkel. Zum Glück blieb niemand stecken, auch, wenn uns manchmal nur der Rückwärtsgang wieder heil ans Licht brachte. 

Die bizarren Felsformationen regen auch die Fantasie an und es lassen sich einige Fabelwesen in ihnen sehen.

Hätte uns nicht wieder der Regen angetrieben, wären wir wohl noch länger geblieben. So suchte ich mit der Kleinen Schutz im passend benannten Refugio-Café und die anderes schlossen sich uns, nachdem sie die Autos geholt hatten, gern auf eine kleine Stärkung an. Vor allem aber verfügte das Café über einen Outdoor-Shop, wo die Kinder sich Schnitzmesser aussuchen durften. Diese kamen ab jetzt mindestens am abendlichen Lagerfeuer zum Einsatz und erschufen manch kleines Holz-Kunstwerk.

Schnaufend rauf, rollend runter

Heute musste es der Dečinsky Snežnik sein! Der große Schneeberg, nur wenige Minuten vom Campingplatz entfernt, wurde heute bestiegen.

Und zwar mit Sofa, äh: Bouldermatten auf dem Rücken. Bergauf war es eine ziemliche Kraxelei, da wir irgendwann vom Hauptweg ausscherten.

Oben jedoch wurden wir mit einem wunderbar abwechslungsreichen Bouldergebiet belohnt. Direkt neben dem Bergrestaurant. So konnten wir uns nach einigen vergnüglichen Stunden an, auf und zwischen den Blöcken, vor dem Regen auf die Terrasse rette. Dort futterten wir uns in der Hoffnung auf ein Nachlassen des Regens durch die Karte. Unser Einsatz wurde leider nicht belohnt. Trotzdem blieben wir bei unserem Plan einer ungewöhnlichen Abfahrt: Roller sollten es sein. Diesen Service bietet nämlich das Gasthaus. Die hier entliehenen Roller können im Tal an unterschiedlichen Stationen abgestellt werden. Mit nasser Rückseite sausten wir also den Berg hinab, denn über Schutzbleche verfügten die Fahrzeuge nicht und der Regen spritze von oben und unten. Nass aber zufrieden kehrten wir heim und spielten später vor den Hütten sogar noch Andor, ein Fantasyabenteuer-Brettspiel.

Im Schlamm-Labyrinth

Das Felsenlabyrinth in Langenhennersdorf ist mit Familien immer einen Besuch wert. Auch, wenn wir nicht alle Nummern fanden, leiteten uns die Kinder durch die engen Gänge hindurch. Leider hatte der Regen des Vortags den Boden teilweise in rechte Schlammkuhlen verwandelt. So hangelten wir uns zum Teil über dem Boden an den Wänden entlang. Auf dem Plateau rasteten wir und sahen zwischen Faszination und Entsetzen einer Parcours-Gruppe zu, die sich in waghalsigen Sprüngen über die tiefen Schluchten wagte. Aus Berlin, natürlich.

Später fuhren wir zum Gohrisch und wanderten zur Narrenkappe. Dort konnten wir an einem echten Klettergipfel unsere Abseilübungen in der Praxis anwenden. Danach ging es durch die düstere Falkenschlucht über Treppen und Leitern auf den Gohrischstein.

Sonniges Himmelreich zum Abschied

Am letzten Tag war uns endlich das Wetter hold und bescherte uns noch einen schönen Klettertag. Die Erfahrenen unter uns konnten den Bussard im Himmelreich über den Nordweg besteigen und sich dort im Gipfelbuch verewigen.

Zum Abschluss des Tages fanden die Kinder sogar noch einen Piratenschatz. Eine Schatzsuche gehört zu einer Familienfahrt einfach dazu.

Dann hieß es auch schon Abschied nehmen von dieser regnerischen, aber abwechslungsreichen Tour.

Text und Fotos: Jenny Breidenstein

(Artikel erschien in Berlin Alpin 01/2022)